Neithard Bethke wurde am 2. April 1942 in Wöhrden geboren, wo er bereits im Alter von 13 Jahren festangestellter Kantor und Organist an der St. Nicolai-Kirche zu Wöhrden/Dithmarschen wurde. Schon als 11-Jähriger hatte er seine erste Rundfunkaufnahme an der dort befindlichen berühmten historischen Anthonius-Wilde-Orgel von 1593 eingespielt. Er studierte nach der Schule zunächst Kirchenmusik, Komposition und Dirigieren an der Norddeutschen Musikakademie und Orgelschule in Lübeck und an der Staatlichen Musikhochschule in Freiburg. Außerakademische Studien ergänzten die Ausbildung. Zu seinen Lehrerinnen und Lehrern zählen so hervorragende Musiker wie Walter Kraft, Marie Claire Alain, Cor Kee, Pierre Cochereau, Luigi Ferdinando Tagliavini (Orgel), Kurt Thomas (Chordirigieren), Wilhelm Brückner-Rüggeberg und Igor Markevitch (Orchesterdirigieren), Ina Krieger (Klavier) und Ernst-Gernot Klußmann (Komposition).
1965 wurde Neithard Bethke künstlerischer Leiter des „Hansischen Kammerorchesters Hamburg-Lübeck“ und 1969 Domorganist und Kapellmeister am Ratzeburger Dom. Im selben Jahr richtete er dort auch die alljährlich stattfindende „Ratzeburger Sommerakademie“ ein. Unter seiner künstlerischen Leitung wurden die „Ratzeburger Dommusiken“ europaweit bekannt. Insbesondere pflegte er den internationalen Austausch zwischen Künstlern und Künstlergruppen, was den Dommusiken ein unverwechselbares und international anerkanntes Kolorit verlieh.
Seit 1976 dirigierte er als Gast an vielen europäischen Opernhäusern und an den Pulten bedeutender Symphonieorchester. Im Jahr 1981 wurde er Chefdirigent des Deutschen Bachorchesters und hält diese Stellung bis heute inne. Im Jahre 1988 promovierte er an der Kieler Universität nach dem Studium der Theologie, Geschichte und Musikwissenschaft. Seitdem tritt er neben seiner intensiven Konzerttätigkeit oft als Gastdozent und Autor im Fach Musikphilosophie in Erscheinung. Konzertreisen führten Neithard Bethke in nahezu alle Teile der Welt und er setzte als Dirigent, Cembalist und Organist markante künstlerische Akzente.
Er übernahm Gastdozenturen und -professuren in Singapur, Australien, Rußland und China. Orgelwerke, Orchesterkompositionen, Kammermusiken, Chorwerke und Oratorien markieren seinen Weg als fruchtbaren Komponisten der Gegenwart. Viele seiner Kompositionen sind im Merseburger Verlag in Kassel ediert. Im November 1999 wurde Dr. Neithard Bethke zum Professor ernannt. Seit 2007 war er (neben Janusz Wilinski in Polen) Leiter und Chefdirigent des in Lübeck beheimateten Europäischen Konzertchores und der Europäischen Philharmonie, die im November 2007 mit einer spektakulären Aufführung des Deutschen Requiems von Johannes Brahms eine triumphale Premiere feierten. Mit einer von der Fachpresse als legendär bezeichneten Aufführung der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach im März 2008 in Lübeck wurde dieser künstlerische Erfolg bestätigt. Als Komponist trat Neithard Bethke seit den vom Verlag Merseburger in Kassel herausgegeben Kompositionen immer mehr in das Licht der Fachwelt und der an neuer Musik interessierten Hörer. Viele Gastkonzerte als Organist führen seinen erfolgreichen Weg als Virtuose fort. Seit dem Sommersemester 2009 leitet Neithard Bethke als Lehrbeauftragter und Gastprofessor den Akademischen Hochschulchor der Hochschule Zittau/Görlitz.
Der letzte lebende Vulkan Norddeutschlands
Neithard Bethke zum 70. Geburtstag (Dr. Wolfram Bode, Verlag Merseburger)
Neithard Bethke wurde mitten im Zweiten Weltkrieg 1942 als achtes von zehn Kindern einer Pastorenfamilie in Wöhrden in Schleswig- Holstein geboren. Seine Mutter, eine Klavierpädagogin und die jüngste Professorin ihres Faches, wurde seine erste Klavierlehrerin. Schon mit sieben Jahren spielte er die Orgel im Gottesdienst.
Wie nicht anders zu erwarten, bestimmte die Musik auch weiterhin seinen Lebensweg. Er studierte in Lübeck, Freiburg, Paris, Madrid und Hamburg Kirchenmusik, Komposition und Dirigieren, später dann Theologie, Geschichte und Musikwissenschaft. 1988 promovierte er an der Kieler Universität mit einer Arbeit über Kurt Thomas. Seine Dissertation bietet erstmalig einen umfassenden Überblick über die Kirchenmusik des 20. Jahrhunderts in Deutschland und befaßt sich darüber hinaus mit der Problematik der Kirchenmusik unter zwei atheistischen Diktaturen. (Kurt Thomas, Studien zu Leben und Werk) 1969 wurde Bethke Domorganist und Kapellmeister am Ratzeburger Dom. Noch im selben Jahr richtete er dort auch die alljährlich stattfindende „Ratzeburger Sommerakademie“ ein, bei der renommierte Musikpädagogen und Künstler Meisterkurse für Musikstudenten durchführten. Bereits mit 30 Jahren wurde er der jüngste amtierende Kirchenmusikdirektor Deutschlands. Unter seiner künstlerischen Leitung wurden die „Ratzeburger Dommusiken“ europaweit bekannt.
Bei Neithard Bethke fällt einem sofort seine Musikalität, seine Originalität, seine Kreativität, sein Humor und sein unglaubliches Engagement für alles, was ihm wichtig ist, auf. Unter seinen vielen Tätigkeiten ist ihm das Komponieren am wichtigsten: „Hauptsächlich bin ich Komponist.“ Sein Oeuvre umfaßt inzwischen weit über 300 Werke, die in 116 opera subsumiert sind, darunter Symphonien, Oratorien, Kantaten, Motetten, Orgelwerke, Lieder und Klavierkompositionen, von denen viele im Verlag Merseburger erschienen sind.
Mit impulsiver Musikalität, überschäumender Virtuosität und geschickter Registrierung zeigt Bethke in seinen Kompositionen und Konzerten, wie Kirchenmusik heute sein kann: Nicht langweilig, sondern jeden Augenblick unerwartet neu. Seine dreiteilige Sammlung „Ludi Organi“ zeugt von seiner Begabung für das Orgelspiel und versteht sich als „musikalisches Reisetagebuch“, das Eindrücke und menschliche Begegnungen verarbeitet.
Seine kraftvolle, bildhaft und eindrucksvolle musikalische Sprache zeigt sich in der Komposition op. 17 „Lieder vom Gottesknecht“, die seinem Freund, dem Baßbariton Thomas Quasthoff gewidmet ist. Auch seine große praktische Erfahrung macht Bethke für seine Kompositionen nutzbar. So bestechen z. B. seine Weihnachtskantaten op. 48 (“Vom Himmel hoch...“) und op. 49 („Engel auf den Feldern singen“) durch ihre vielseitigen und an der Praxis der Kantoreien orientierten Besetzungsmöglichkeiten. Auch die kleinen Formen beherrscht er meisterhaft. Seine zwölf Intermezzi für Klavier „Musikalisches Jahr“ sind für jede Pianistin und jeden Pianisten ein wertvoller Begleiter durch das Jahr.