NEITHARD BETHKE                          WERKVERZEICHNIS - NBWV
  
 

WELTLICHE CHORMUSIKEN UND LIEDER


Titelbild der Gedichtausgabe mit einer Grafik eines Steckenpferds und eines Pegasus

Ich bin perplex
op. 26/1976
Zyklus I von zwölf Madrigalen nach tiefsinnig-humorvollen Texten von Erwin Lüddeke für Chor und Klavier
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Steckenpferd und Pegasus
op. 27/1976

Zyklus II von zwölf Madrigalen nach tiefsinnig-humorvollen Texten von Erwin Lüddeke für Chor und Klavier
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Mit dem legendären Lübecker Inhaber des Musikgeschäfts Robert, der auch langjähriger Vorsitzender des Lübecker Musikvereins war, Erwin Lüddeke („mit zwei d und ohne c-, fertig ist der Lüddeke“, so Lüddeke über sich selbst) war der Komponist jahrzehntelang seit seinen ersten Studienjahren bis zu dessen Tod eng befreundet. Ein reger geistiger Gedanken- und Schlagabtausch erfolgte in unverminderter Intensität bis zum Tode dieses Lübecker Originals. Geistvolle Apercus und pointierte Reime und Gedichte kommentierten alles, was sich um das Leben von Erwin Lüddeke herum bewegte, keiner war von seiner feinen Ironie sicher. Zeitlebens gab er seine Schüttelreime in drei kleinen Bändchen heraus und freute sich wie ein Kind, als Neithard Bethke ihm eines Tages eröffnete, er habe angefangen, mehrere seiner Gedichte zu vertonen. Seinen Humor, seinen Witz und seine Schlagfertigkeit auch musikalisch aufgreifend, entstanden zwei in sich abgeschlossenen Zyklen (op. 26 „Ich bin perplex“ und op. 27 „Steckenpferd und Pegasus“). Diese vorliegenden Madrigale für Chor und Klavier, erfreuten sich sofort nach Bekanntwerden großer Beliebtheit.

Die Chorpartien sind zwar anspruchsvoll, aber jede Arbeit daran lohnt sich, weil ein Erfolg von diesen pfiffig und gewitzt vorzutragenden Madrigalen in jedem Konzert sozusagen vorprogrammiert zu sein scheint.

Ratzeburger Domchor, Leitung: N. Bethke


KOPFSALAT

Wird einem Mann der Kopf verdreht, verliert er seine Sicht.
Er weiß nicht, wo der Kopf ihm steht, es stört ihn aber nicht.
Selbst wenn er seinen Kopf verliert und ihn im Sand entdeckt,
wird er - mit Eitelkeit verziert - schnell wieder aufgesteckt.
Jetzt überwindet er sogar den größten Widerstand,
und geht, nicht achtend der Gefahr, als Knallkopf durch die Wand!


 JE LÄNGER DIE LEINE

"Liebste Mutter, sage bloß, wie den Mann ich halte?"
"Beste Tochter, laß ihn los!" antwortet die Alte.


Frau auf einer hochformatigen Zeichnung im Stil des Jugendstil

„Lustig ist das Zigeunerleben“
op. 93/2013
Chorballade für gemischten Chor, Vokalsoli, Klavier und Schlagwerk
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Durch Bethkes op. 93 gewinnt das bekannte Volkslied an Anspruch und Überzeugungskraft, so daß es ohne weiteres als Schwerpunkt in einem Konzert zählen kann.







Fünf tschechische Volkslieder
op. 98/2014
für vierstimmigen Chor a cappella
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Fünf bekannte tschechische Lieder in einem neuen Gewand – „Široký Hluboký“, „O Řebičku Zahradnický“,  „V horném konci svítá“, „Andulko Safárova“ und „Takhle v Rokycanech“ erklingen ungewohnt und doch berührend. Die Kompositionen entstanden als Geschenk an einen tschechischen Partnerchor, mit welchem der Komponist über eine längere Zeit musizierte.

Akademischer Chor Zittau/Görlitz

„V horném konci svítá“



ein Portraitbild Mozarts

„Mozärtliche Sonette“ –  Ein musikalischer Spaß
op. 102/2015
für vierstimmigen Chor und Klavier, nach Worten von Wolfgang Amadeus Mozart, frei nach seiner „Kleinen Nachtmusik“
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Originale Texte von Wolfgang Amadeus Mozart aus seinen Briefen an das "Bäsle" Maria Anna Thekla Mozart und an seine Schwester Nannerl Mozart. Die Musik entstammt der berühmten "Kleinen Nachtmusik" KV 525 von Mozart, welche hier, soweit zweckdienlich für diese Sonette, umgearbeitet wurde.



Akademischer Chor Zittau/Görlitz


Das ist doch kurios! Ich soll nun etwas gescheites schreiben und dabei fällt mir nichts gescheites dazu ein. Ich kann nicht poetisch schreiben, ich bin kein Dichter. Ich kann die Redensarten nicht so mitteilen, so dass sie Licht und Schatten geben!


Zeichnung einer Frau, die von Blumen umrankt ist und auf einen kleinen Vogel schaut

„Dreißiger von einem Siebziger“
op. 105/2016
Schlager und Evergreens aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, neu komponiert für Chor und Klavier
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Für den Akademischen Chor Zittau/Görlitz schrieb der Komponist diese Arrangements, welche Neukompositionen gleichkommen, über Schlager und Evergreens aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. (u.a. „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Veronika, der Lenz ist da“). So wurden es also "des Kaisers neue Kleider", denn außer der überlieferten Melodie und deren Grundrhythmus als der nackten Gerüstvorgabe wurden dieser durch Bearbeitung und Ergänzung für vierstimmigen Chor, neue Harmonien, die sofort den "Bethke-Stil" erkennen lassen und eine sehr lebendige, ja entscheidende ganz neue Gewandung durch einen anspruchsvollen Klavierbegleitpart, der aus der ursprünglichen Aufgabe einer Begleitung jedoch zu der Melodie gleichwertiger Bedeutung avanciert, ein klangliches Novum geschaffen, welches trotzdem den ursprünglichen und weitgehend unangetasteten Melodien voll gerecht wird. Auch am vorgegebenen Text der Schlager wurde nichts geändert. Dieser "alte Wein in neuen Schläuchen" wird für manchen geschulten Chor und manchen kunstsinnigen Gourmet zu einem abwechslungsreichen musikalischen Leckerbissen.



 Akademischer Chor Zittau/Görlitz



Mein kleiner grüner Kaktus...



Grafik eines nackten Mannes und einer nackten Frau, die nebeneinander stehen

„Frech-amüsante erotische Chansons“
op. 106/2016
„Absolut kußechte und immergrüne Chansons“ nach Gedichten von Schiller, Goethe, Fleming, Klabund u.a., für vierstimmigen gemischten Chor, Soli und Klavier
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Die sex großen F-s: Freizügige, freche, frivole, fidele, frische und flagrante Frauengeschichten. Diese Folge von humorvoll gemeinten, amourösen musikalischen Abenteuern ist als zusammenhängender Vokalzyklus gedacht und aufzuführen. Selbstverständlich kann man je nach Gelegenheit auch einzelne Stücke aus dem Zyklus zu Gehör bringen. Man entscheide da ganz nach Belieben, Anlaß und Geschmack. Bei einzeln aufgeführten Chansons geht allerdings der große Bogen verloren, der sich von dem ersten, eher verschämten Kuß bis zur ersehnten Vollendung der Liebe auch in der kompositorischen Anlage spannt. Da aber jedes Chanson in sich abgerundet und ein in sich vollendetes Teilbild eines größeren musikalischen Mosaiks ist, sei die auszugsweise Wiedergabe ausdrücklich empfohlen und gestattet.

Die hier ausgewählten und in intimen oder aggressiven Klang gesetzten Gedichte haben im Vergleich zu lapidaren Zitaten einen zusätzlichen Inhalt: Sie gehen tiefer in die Seele, berühren weniger den Verstand und nehmen den Hörer mit auf den Flügeln von Schwebungen und erdentrückenden Schwingungen der Musik. Obwohl mit biblischen Texten aus dem Alten Testament eingeleitet und abgeschlossen, und zwar aus dem Canticum Canticorum Salomonis, die lediglich aufzeigen, daß das besungene Sujet schon immer und von alters her einen wesentlichen und schöpfungsgewollten Bestandteil des menschlichen Lebens ausmachte, hält der Komponist die Aufführung des gesamten Zyklus oder auch einzelner Chansons im kirchlichen Raum für weniger empfehlenswert.

 



Titelbild der Notenausgabe

Vier Liederzyklen
op. 19–22


Schlummer unter Dornrosen
op. 19/1971
Liederzyklus nach Gedichten aus „Des Knaben Wunderhorn“ für Bariton, Klavier und Violine
Band I:
EM 619 | ISMN 979-0-2007-2849-1

Band II:
EM 620 |  ISMN 979-0-2007-3427-0
Band I+II | ISMN 979-0-20007-3432-4

Sechzehn in der Faktur sehr unterschiedliche Lieder nach Gedichten aus „Des Knaben Wunderhorn“ sind hier von Bethke zu einem inhaltlich geschlossenen Liederzyklus vereinigt worden, der, als Ganzes vorgetragen, seine größte Wirkung erzielen wird. Es ist aber auch möglich, einzelne Lieder für sich allein zur Aufführung zu bringen. Eine wunderbar natürliche und der Sprache nachempfundene Melodienfindung, eine oft überraschende Harmonisierung, lebendige rhythmische Impulse sowie das fast intime enggeknüpfte Wechselspiel zwischen Violine, Klavierstimme und Sänger machen diese frühen Lieder  Bethkes zu etwas ganz Besonderem und für jeden Sänger zum wertvollen Repertoirebesitz.





Titelbild der Notenausgabe, in der Mitte ein Bild aus einem chinesischen Garten mit zwei Frauen

Meine kleine Bambusflöte

op. 20/1971
Liederzyklus über Nachdichtungen chinesischer Lyrik aus mehreren Jahrhunderten für Sopran, Cembalo und Querflöte
EM 624 (1. Teilband) | EM 625  (2. Teilband)

Durchsichtige, zarte Klänge, pastellfarbene Tonflächen und filigrane harmonische Gebilde zeichnen diese bezaubernden Lieder aus, welche drei hervorragende Interpreten ihres Fachs zur vollendeten Interpretation voraussetzen. Dreiundzwanzig Lieder enthält der melodienreiche Zyklus. Wie op. 19 sollte er am vorteilhaftesten als Ganzes aufgeführt werden. Doch können auch einzelne Lieder des Zyklus zur Bereicherung eines Konzertprogrammes beitragen. Das Cembalo ist möglichst nicht durch ein anderes Tasteninstrument zu ersetzen.Nicht ohne Erschütterung entläßt der Zyklus die Hörer mit dem letzten Lied „Das Schiff fährt ab“, in dem der Text am Schluß heißt: „Der Herbst beginnt, Sonne, Wind und Welle werden müd, was soll in dieser Zeit von Hass und Groll der kleinen Flöte Friedenslied?“

Sopran: Alessia Hyunkung Park, Flöte: Katrin Paulitz, Cembalo: Olga Dribas (Konzert 2017)


ALTES LIED AUS TSCHU

Noch nie verglomm ein Abend so wie dieser. /Der Strom glüht golden auf und rot. Nie war die Stunde so voll Glück wie diese./ Ich bin mit ihm im selben Boot.
Daß er die heißen Wellen nur nicht wahrnimmt,/ die über meine Wangen ziehn! Das Herz schlägt schnell und immer schneller. /Es hilft ja nichts, ich liebe ihn!
Die Bäume dort, die auf den Bergen stehen,/ sind noch erhellt vom letzten Licht. Ich liebe den Geliebten ohne Grenzen, /und der Geliebte ahnt es nicht!

ZWEI FLÖTEN

Durch den Wohlgeruch des Abends tönt von fern ein Flötenlied./Will mir aus dem Zweig der Weide gleichfalls eine Flöte machen./ In den Nestern nachts die Vögel hören, wie sich dann zwei Flöten/ weichen Klages Antwort geben gleich den Amseln im April.


ein Portraitfoto von Hilde Domin


Höhlenbilder
op. 22/1972
Liederzyklus auf Gedichte von Hilde Domin für Alt, Harfe und Klarinette
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Von zarter, ja, zärtlichster erotischer Empfindung sind die feinsinnigen und gleichermaßen offenherzigen und kühnen Worte Hilde Domins in ihrem Gedichtzyklus „Höhlenbilder“. Die Vertonung ihrer Verse von Neithard Bethke schätzte sie sehr. Nicht nur einmal griff Bethke zu Dichtungen seiner eng befreundeten Lyrikerin, um sie zu vertonen. Von geradezu exotischem Reiz ist hier die ungewohnte Besetzung mit Alt, Klarinette und Harfe.



Titelbild der Notenausgabe, in der Mitte ein Foto einer stürmischen See

Am Meer

op. 21/ 1972
Liederzyklus nach Texten von Uwe Steffen für Tenor, Orgel und Englischhorn
EM 534 | ISMN 979-0-2007-3012-8

Im Jahr 1972 skizzierte Bethke, vielleicht in Erinnerung an seine Heimat an der norddeutschen Küste, zunächst rein instrumentale Meditationen für Blasinstrument und Orgel, quasi als „Lieder ohne Worte“, die später eine Textunterlegung nach „Meditationen“ von seinem Freund Domprobst Uwe Steffen erfuhren und zum Liederzyklus „Am Meer“ neu zusammengestellt wurden. Dabei wurde der ursprüngliche tonmalerische Charakter durchaus beibehalten. Ausführliche Interpretationshinweise finden sich im Vorwort.

Tenor: Christian Bild, Englischhorn: Sebastian Ehrler, Orgel: Neithard Bethke

Einsam am Meer, Mensch im Angesicht der Unendlichkeit.

Ein Vater hob auf den Armen sein Kind über die schäumende Brandung. Aufgehoben fürchtete es sich nicht sondern jauchzte hellauf, wenn unter ihm die Wellen donnernd brachen.



bunter Ausschnitt aus einem Kirchenfenster

Sammlung von zehn neuen Kirchenliedmelodien

op. 68/2004
zu überlieferten geistlichen Texten ad lib. für Solostimme oder vierstimmigen Chor und Orgel
Für ein besseres Gesangbuch bestimmt
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Zeit seines Lebens hat Neithard Bethke sich um die Schaffung würdiger Choralmelodien verdient gemacht, sich um optimal textausgerichtete Weisen von bereits im Gesangbuch vorhandenen Liedern mit Erfolg bemüht und zu überlieferten, als Gemeindechoral geeigneten neuen Texten gemeindemäßige „Gesangbuchmelodien“ geschaffen. Zehn von ihnen sind in dieser Ausgabe ausgewählt und vorgestellt, wobei ein Klavier- bzw. Orgelsatz oder ein vierstimmiger Chorsatz vom Komponisten beigefügt ist.




Neithard Bethke: am Flügel, Cembalo, Harmonium

Das Volk, das im Finstern wandelt

Die wir in Todes Schatten so lang gesessen sind
Und kein Erleuchtung hatten in Gottes Sachen blind,
Und kunnten nichts verstehen, nicht Gnade noch Gericht
Sehn über uns aufgehen anjetzt ein helles Licht.


O Menschensohn voll Lieb und Pracht

O Menschensohn voll Lieb und Macht, o ewges höchstes Leben,
Hast oft schon Funken angefacht, und Sterbekraft gegeben!
O Himmelsgast, steig wieder zum Tränentale nieder.


Von guten Mächten (D. Bonhoeffer)

Von guten Mächten treu und still umgeben,                   behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben                             und mit euch gehen in ein neues Jahr.


Es ist genug

Alt: Anja Uhlemann, Orgel: Neithard Bethke

Es ist genug, mein matter Sinn sehnt sich dahin, wo meine Väter schlaffen. Ich hab es endlich guten Fug,
Es ist genug! Ich muss mir Rast verschaffen.

Ich bin ermüdt, ich hab geführt die Tagesbürd: Es muss eins Abend werden. Erlös mich, Herr, spann aus den Pflug, Es ist genug! Nimm von mir die Beschwerden.

Die große Last hat mich gedrückt, ja schier erstickt, so viele lange Jahre. Ach lass mich finden, was ich such:
Es ist genug! Mit solcher Kreuzes Ware.




getrocknete Blüten und Blätter zu einem Kreis gelegt

Der Jahrkreis

op. 69/2012
20 schlichte Lieder durch das Jahr nach zeitgenössischen und überlieferten Texten für entweder eine Solostimme und Klavier/Orgel oder vierstimmigen Chor
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Zwanzig schlichte – aber nie simple oder niveaulose – Lieder für jeden Monat nach Worten zumeist zeitgenössischer Dichter finden hier ein zu Herzen gehendes musikalisches Gewand.
Es sind viele Facetten des Jahres mit ihren Festen und ihren Erscheinungen berücksichtigt. So bietet jedes Lied ein kleines musikalisches Kalenderblatt, welches sowohl in der Fassung als Sololied mit Klavierbegleitung, als auch als einfaches vierstimmiges Chorlied angeboten wird. Eine komplette Auflistung aller Titel und Hörbeispiele finden Sie hier

Klavier: Olga Dribas

Altes Jahr, du ruhst in Frieden...

Verschneit liegt rings die ganze Welt...

Des Vogels Aug verschleiert sich...

Jetzt in dem gelben Baum...


Am Abend schweigt die Klage, Alt: Anja Uhlemann, Orgel: Neithard Bethke





ein kleiner Spatz sitzt auf einem Zweig

„Du brauner Vogel, sing!“
Zürcher Liederkreis
op. 89/2012
für Bariton und Cembalo (oder Klavier) nach eigenen Gedichten
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Acht zyklisch gedachte und fast romantisch anmutende eigene Gedichte aus den achtziger Jahren in freier, ungereimter Diktion hat Neithard Bethke hier vertont. Gegenüber seinen Baritonliedern op. 19 zeichnen sie sich durch eine erheblich weiterentwickelte Harmonik, kaum auf den ersten Moment verständlich-greifbare Formenvielfalt und kompliziertere rhythmische Komponenten aus. Frei wie das verwendete Versmaß, wie die ungebundenen Sprachrhythmen, werden auch die musikalischen Mittel jenseits der „herkömmlichen Versform“ eingesetzt. Dadurch wird eine unmittelbare, unstilisierte Plastizität des Vorgetragenen erreicht, die den Hörer direkt an das Geschehen heranrücken und es miterleben läßt und zudem in eine empfindsame Seelenwelt einführt, deren Zartheit man wie eine morbide Pflanze mit behutsamen Händen schützen möchte.




eine gelbe Blüte im Rotklee

Im Lebenskreis
op. 94/2013–2014 

10 einfache Lieder für mittlere Stimme und Klavier; nach Worten von Rainer Maria Rilke, Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Hensel, Heinrich Heine, Weisse u.a.
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Diese relativ kurzen und kompakten Lieder (alle zehn Lieder dauern zusammen nicht mehr als ca 20 Minuten) sind nicht unbedingt als kompletter Zyklus im Konzert aufzuführen, obwohl dem auch nichts entgegenspricht. Schon vom Textinhalt kann man ablesen, dass verschiedenste Zeit- und Lebensbereiche musikalisch beleuchtet werden. Dem entsprechend ist auch deutlich, dass verschiedenste Begleittechniken auf dem Klavier sozusagen ausprobiert und vorgestellt werden. "Diese kleinen somit geschaffenen Formenspiele, die sich aber im gleichen Augenblick unbedingt direkt als Textausdeutung verstehen, haben mir beim Komponieren unendlichen Spaß gemacht.", so Neithard Bethke. Im gleichen Augenblick des Schaffens bemerkte er jedoch, dass in den meisten der Lieder noch mehr Substanz steckt, die in dieser Liedform nicht vollends ausgeschöpft zu sein schien.

Somit mag es den Kenner seiner Kompositionen und die Hörer nicht verwundern, dass - ohne damit selbst die Eigenständigkeit und Lebensfähigkeit jedes dieser Lieder anzuzweifeln oder in Frage zu stellen - in der Folgezeit in später entstandenen Werken, sei es für mehrstimmigen Chor, für instrumental begleitete Vokal- und Kammermusiken, ja in größeren oratorischen oder szenischen Werken in dann allerdings erweitertem und differenziertem Klanggewand und in neuer textlicher Bezogenheit, einige dieser Lieder deutlich wieder auftauchen und sozusagen als "Quelle" benutzt werden, dabei aber eine kompositorische und musikalische Überhöhung erfahren, ein einem veränderten Kontext andere Beziehungen und Blickpunkte zu schaffen, kurzum: sich zu einer lebendigen Neuschöpfung, einer Metamorphose der Liedquelle zu verwandeln.


Akademischer Chor Zittau/Görlitz, Collegium Musicum Olsztyn, Konzert in Zittau 2017 ( Auszug)

Wer sich der Einsamkeit ergibt, ach der ist bald allein;  Ein jeder lebt, ein jeder liebt und läßt ihn seiner Pein.

Wer sich dem Weltgewühl ergibt, der ist zwar nie allein.     

Doch was er lebt und was er liebt, es wird wohl nimmer sein.

 (B. v. Arnim)


Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht erringen, aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang. Und ich weiß noch nicht, bin ich ein Falke, ein Sturm, oder ein großer Gesang.

(R. M. Rilke)





Detailaufnahme einer Pusteblume, ein Schirmchen fliegt davon

Beata Solitudo - Sechzehn Lieder

op. 107/ 2015–2018

für Sopran und Klavier oder Orgel, u.a. von Vesperell, Brentano, Storm, Drewing; nach alten und neuen Texten
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Die sechzehn Lieder dieses Zyklus sind nicht in einem einzigen Zuge entstanden, vielmehr im Laufe von drei Jahren, und der Anlaß des Komponierens war meistens durch eine aktuelle konzertante Gelegenheit für dieses oder jenes Lied motiviert. Trotz dieser "Gelegenheitskompositionen", wenn man diese denn derart bezeichnen möchte, ist trotzdem ein großer Bogen vom ersten bis zum letzten Liede dieses Zyklus zu beobachten: Ausgehend von der Advents- und Weihnachtszeit mit seinen hier vorliegenden vier Liedern spannt sich der große Bogen des Lebens über die Betrachtung verschiedener Lebensbereiche und Schicksalhaftigkeiten, welche auch persönliche Verzweiflung und Erschütterungen der Textdichter und Textdichterinnen nicht ausschließt (De vita fato cedente), aber auch üppige Lebensfreude signalisiert (De Vita vigente), bis hin zu tiefsinnigen Betrachtungen über den Lebenssinn (De Vita oriente) und - sozusagen den Bogen zum Ende des Kirchenjahres führend - sich auch dem jeden Menschen einmal treffenden irdischenTod stellt (De Vita non moriente in morte).

weitere Hörbeispiele und Liedtexte sind hier zu finden


Ludmila Glembova, Sopran | Neithard Bethke am Klavier, Live - Aufnahme 2017

Maria durch ein Dornwald ging

Welch Geheimnis ist ein Kind


Wilhelmine Buscha, Sopran | Neithard Bethke am Klavier, Live - Aufnahme 2017

Vom Himmel in die tiefsten Klüfte


Zehn einfache Volks- und Kinderlieder aus Osteuropa
op. 110/ 2018
für mittlere Stimme (Alt oder Bariton) und Klavier
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Es reizte den Komponisten, exemplarisch einige Volkslieder der Nachbarregionen, die sich ja gerade im Stil des musikalischen Liedduktus oft in typischer Weise von der deutschen Tradition unterscheiden, vorzustellen und so zu bearbeiten, daß mit Leichtigkeit und wenig Mühe (dieses auch bezogen auf das Begleiten durch den einfach gehaltenen Klavierpart) diese zehn ausgewählten Lieder vorgetragen werden können.



Foto einer abendlichen Moorlandschaft

Fünf Lied-Balladen
op. 119/ 2021

für Alt-Solo und Klavier, nach Worten von Annette von Droste-Hülshoff; "Es verrieselt, es verraucht...", "Der Knabe im Moor", "Im Grase", "Im Moose", "Die tote Lerche"

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Es war eine selbstgestellte Aufgabe, diese Neuschöpfungen der Lied-Balladen an Timbre und technischen Stimmumfang von Gesangsschülerinnen anzulegen. Es handelt sich weniger um "Vereinfachungen" sondern eher um eine Komprimierung auf das Wesentliche, ohne jede Weitschweifigkeit, die man eher den Hülshoff-Texten zuschreibt. Das bedeutet nun nicht von vornherein, dass es sich um anspruchlose, kinderliedartige Gebilde handeln würde. Der hohe Anspruch der Interpretation liegt zum einen in der tiefen geistigen Erfassung des Textes der Dichterin, dann im Erkennen und Wiedergeben dieser geistigen Aussage in einer musikalischen Gewandung, die durchaus reife Stimmen ebenso verlangen, wie geistiges Verstehen der sensiblen, ja manchmal eigentümlichen Worte und Satzgebilde, der auch in damaliger Zeit für eine Frau literarisch, historisch und geografisch außergewöhnlich hochgebildeten  Annette von Droste-Hülshoff.



Selbstzeichnung von Wilhelm Busch

Lebensweisheiten

op. 122/2022
fünf Chormadrigalzyklen für vierstimmigen Chor und Klavier nach Texten von Wilhelm Busch (1832-1908)

Die fünf Chormadrigalzyklen "Lebensweisheiten" nach Texten von Wilhelm Busch, für vierstimmigen gemischten Chor und Klavier gesetzt, entstanden als Bethkes Gesamtopus 122 in den Monaten Januar bis April im Jahre 2022, als er gerade durch mehrere schwerere Operationen, Krankenhausaufenthalte und den darauf nachfolgenden langwierigen Behandlungen mehr oder minder in seiner sonstigen rastlosen Tätigkeit eingeschränkt bzw. gänzlich gehindert war. Der Komponist ist sich sehr sicher, daß das Komponieren in dieser Zeit die allerwirksamste Medizin war und erheblich zur Genesung beigetragen hat. Diese neuen Chorzyklen sind Ende eines großen raumgreifenden Bogens, der sich von den artverwandten Chorwerken aus seinen früheren Jahren, nämlich den beiden je 12-teiligen Madrigalzyklen "Ich bin perplex" op. 26 (1976) und "Steckenpferd und Pegasus" op. 27 (ebenfalls 1976) bis eben hin zu diesen "Lebensweisheiten" spannt. 




ein kleiner geschlungener Wanderweg zwischen großen Bäumen

Das unverschämte Glück

Liederzyklus nach Texten von Eva Zeller (1923-2022) in der Adaption und Neufassung des gleichnamigen Chorzyklus op. 72 (2006-2013) für Altsolo und Klavier (oder Orgel)
op. 130/ 2022

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Dem 2006 erschienenen Gedichtband Eva Zellers „Das unverschämte Glück“ sind diese neuen Gedichte der großen Lyrikerin entnommen, zu der der Komponist ein besonders inniges geistiges Verhältnis und Verständnis lebendig hält. In Fortsetzung früherer Chorzyklen Bethkes nach Texten von Eva Zeller werden hier wieder in der Besetzung a cappella oder für Orgel (wahlweise Klavier) und vierstimmigen gemischten Chor die besonders geistlich motivierten Gedichte dieser Sammlung (wobei man mit Neithard Bethke feststellen möchte, „welche denn der Gedichte Zellers sind etwa nicht geistlich motiviert?“) in musikalische Form transferiert. So kann es denn in einer Motette so bezwingend singen: „Wer weiß, ob nicht der Schnee von gestern heute fällt – wer weiß, ob nicht mein Kinderglaube das letzte Wort behält.“ Es ist Neithard Bethkes letztes noch am Dom in Ratzeburg entstandene Chorwerk.



abstraktes Bild mehrerer ineinander greifender heller Räume

Lichtbrücken

Liederzyklus nach Gedichten von Ingrid Herta Drewing
op. 132/ 2023

Jede Komposition muß etwas Unvergleichliches, etwas Neues, etwas bis dahin Nichtgesagtes sein, sonst wiederholt man sich und es besteht Gefahr einer Gedanken-Inflation. Das erhob beispielsweise auch der schwedische Komponist Franz Adolf Berwald (gest. 1868) sich zur Maxime: "Was ich schon einmal geschrieben habe, bedarf nicht einer Wiederholung in einem weiteren Werk." Das mag Verzicht bedeuten, aber die Befolgung dieses Grundsatzes führte ihn zu unikalen Lösungen.
Drewing bekennt selbst: "Ich liebe an der Lyrik die Einheit von Klang, Bild und Gedanken. So kann ich Stimmungen, Gefühle und Eindrücke, die mich bewegen, festhalten."  Das ist bewundernswert und gut so. Jedoch für einen Komponisten, der sich musikalisch dieser sensiblen Gedichte annehmen will, gilt wohl primär ein ausgeprägtes Wissen um Form und Architektur. Jedwede Kunst ohne Form kann keine Kunst sein. Er sollte sich deswegen erst in zweiter Linie von "Stimmungen und Gefühlen" leiten lassen. Darum wählte ich nun aus der Fülle oft gleichinhaltlicher Gedichte, die ein gewisses Maß von Redundanz ergeben, so aus, daß meine eher herbe Musiksprache den gefühlsbetonten Versen "romantisierend" angepasst werden konnte, um die feinfühligen Gedichte nicht zu beschädigen. Aber dennoch sollte erkennbar ein eigener Musikstil nicht verleugnet werden. Es mußte vor allem durch Musik etwas Neues mit den Versen geschehen; wenn es das Gleiche geblieben wäre, hätte es ja keiner Vertonung bedurft.



morgendliche Gebirgslandschaft im Nebel


Vier Bearbeitungen von Liedern von Bolko Graf von Hochberg

op. 134/ 2023

Graf Hochberg verkörpert den zu seiner Zeit noch möglichen Typus des Dilettanten im echten positiven Sinne des Wortes, den seine wirtschaftlichen Mittel erlaubten, ganz seinen musikalischen Neigungen zu leben. Ohne als Komponist eigentlich originell oder sogar bedeutend zu sein, schuf der Schüler des bedeutenden Komponisten Friedrich Kiels eine ansehnliche Reihe gediegener Werke klassisch-romantisches Stiles. Seine Kompositionen sind heute weitgehend verblaßt und vergessen, seine Opern und Schauspiele von den Spielplänen verschwunden.
Die voliegende allein für die Musikpraxis und Stimm-Didaktik bestimmte Ausgabe wurde von mir nach den auch handschriftlichen Vorlagen, die schwer entzifferbar und zudem als offensichtliche Abschriften fehlerhaft waren, angefertigt. Die originale Tonarten (wohl für hohe Stimme Sopran oder Tenor gedacht) wurde für Altstimme tiefer transponiert. Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend eleminiert, einige Töne und Akkordgebilde verbessert, damit ein guter Gesamteindruck durch stilfremde klangliche und satzmäßige Fehler nicht getrübt werde. Vortragsbezeichnungen, Tempoangaben usw. wurden von mir für die Musikpraxis eindeutig erkennbar ergänzt.


zwei Elche gehen durch eine hohe Wiese

Chorquodlibet über alte ostpreußische Volkslieder

op. 137/2023

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Im Juni 2023 war der Komponist vier Wochen in Frombork und spielte viele Konzerte an der alten Kemper - Orgel im Frauenburger Dom (Frombork am Frischen Haff). Aber auch in kleineren Orten fanden meine Konzerte statt wie in Nikolaiken, Warpuny, Tolkemit und anderen Kirchen.
Er nutzte die Anwesenheit im Ermland und in Masuren, um zwei neue Kompositionen zu skizzieren, welche Bezug zu diesem Aufenthalt im alten Ostpreußen haben. So entstand - schon im Hinblick auf eine geplante neue Orgel im Frauenburger Dom - eine größere Orgelkomposition sowie dieses Quodlibet für vierstimmigen gemischten Chor und Klavier über alte deutsche ostpreußische Volkslieder und Gesänge.

Man kann diesen Liederkranz sowohl als Ganzes zyklisch aufführen als auch einzeln. Diese 15 Lieder als Zyklus dauern insgesamt 40 Minuten, und vielleicht ergibt sich manche passende Gelegenheit, das gesamte Vokalwerk zu Gehör zu bringen. Weil viele Lieder nicht wenigen Hörern bekannt sein dürften, kann man sich eines interessierten Auditoriums gewiß sein.



reife rote Äpfel an einem Zweig

Liederzyklus für Bariton und Klavier nach Alters-Gedichten von Hermann Hesse

op. 139/ 2023


Die Auswahl der Gedichte, welche über jede Literaturkritik wegen ihrer Qualität ohne jede Ausnahme erhaben sind, erfolgte nach ganz persönlichen Gesichtspunkten: Diejenigen Gedichte, in denen sich der Komponist selbst am meisten wiedererkannte, in denen sich seine eigenen Lebensumstände, seine Lebenserfahrungen und seine Seelenzustände widerspiegeln, und die ihn deswegen am meisten ansprachen, oder besser gesagt: welche das ausdrücken, was ihm eigenerlebt ist und das er nie so hätte verbal ausdrücken können, sollten nun in seiner Sprache, die er versteht, also in musikalischem Gewand durch Klänge und Töne ergänzt, überhöht und akzentuiert werden. Sorgsam achtete er beim Komponieren dadrauf, daß die Urgestalt der Gedichte in keinem Falle beschädigt oder deren Sinn verfremdet oder geändert würde.
Die Instrumentierung dieses neuen Liederzyklus, der mehrere bereits von ihm vorher geschriebene Liederzyklen krönt, fiel ihm in den Schoß: Ein Bariton, welcher sozusagen ebenso stellvertretend dem Dichter als auch dem Komponisten seine Stimme verleiht, sollte den Gesangspart übernehmen. Ein Holzbläserquartett wird einen eigenständigen klangfarblichen Kontrast zur Vokalstimme bilden, während als Harmonieinstrument wie auch als entscheidender Rhythmusimpulsgeber das Klavier von ihm auserkoren wurde. Zum Teil griff er auf früher entstandene Klangmodelle zurück, die sich in geschickter Modifizierung dem Text anschmiegten.



      



* Druck in Vorbereitung, nähere Informationen beim Komponisten oder beim Verlag Merseburger (www.merseburger.de)
** Das Aufführungsmaterial kann über den Komponisten bezogen werden


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