NEITHARD BETHKE                          WERKVERZEICHNIS - NBWV
  
 

KANTATEN UND MOTETTEN


Wöhrdener Kantatenbuch


Die drei Kantaten op. 7–9 nach Texten von Bonhoeffer und Klepper, sowie das Choralkonzert op. 10 sind in Bethkes Amtszeit als Kirchenmusiker an der St. Nicolai-Kirche zu Wöhrden für die unmittelbare eigene Praxis mit seinen dörflichen beschränkten musikpraktischen Möglichkeiten entstanden. Die neu gefundenen Choralmelodien des Wöhrdener Orgelbuches werden hier auch dem Chor und der Gemeinde zugänglich gemacht. Dabei wurde besonders darauf geachtet, daß da, wo örtliche Verhältnisse den Einsatz von Instrumenten verhindern, die Solostimmen alternativ auch allein von der Orgel spielbar sind.

Man beachte die detaillierten Besetzungsvorschläge in den Vorworten. Die Ausnahme aus dieser Reihe bildet das Choralkonzert op. 10, welches alle in der Partitur vorgeschriebenen Orchesterinstrumente zwingend verlangt.




Titelbild Notenausgabe mit Ansicht der Wöhrdener Kirche

Band I: Von guten Mächten treu und still umgeben

op. 7/1965

Choralkantate nach Worten von Dietrich Bonhoeffer für Sopransolo, Chor, konzertierende Orgel und Instrumente (Flöte, Violine, Violoncello, weitere ad lib.)
EM 963 | ISMN 979-0-2007-3097-5   Dauer: 13 min

Die Kantate op. 7 bedarf der Minimalbesetzung eines (sehr guten) Organisten, eines vierstimmig besetzten gemischten Chores und einer Solosopranistin. Damit ist bereits eine vollgültige Aufführung möglich. Nach alter Kantoreipraxis können Chorstimmen farbig instrumentiert werden mit den Instrumenten, die in der Kantorei gerade zur Verfügung stehen.

Ratzeburger Domchor, Dorothea Gotthelf (Sopran) K. Grambow (Querflöte), G. Budagjan (Violine), J. Schlesinger (Cello), M. Soberger (Orgel) - Auszüge

Orgelvorspiel

Ritornell und Chor: Noch will das alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last, ach Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen das Heil, das du uns bereitet hast.

Sopransolo:  Uns reichst du uns den schweren Kech den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus deiner guten und geliebten Hand.

Schlußchoral: Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag.


Titelbild Notenausgabe mit Ansicht der Wöhrdener Kirche

Band II: Du bist als Stern uns aufgegangen
op. 8/1965
Choralkantate nach Worten von Jochen Klepper für Baritonsolo, Chor, konzertierende Orgel und Instrumente (Flöte, Violine, Violoncello, weitere ad lib.)
EM 964 |  ISMN 979-0-2007-3099-9   Dauer: 17 min

Abgesehen von der Besetzung eines Solobaritons gelten für diese Kantate die gleichen Besetzungsvorgaben wie für die Kantate op. 7.


Ratzeburger Domchor, Werner Kraus (Bariton) K. Grambow (Querflöte), G. Budagjan (Violine), J. Schlesinger (Cello), M. Soberger (Orgel) - Auszüge

Orgelvorspiel und Choral: Du bist als Stern uns aufgegangen, von Anfang an als Glanz genaht. Und wir, von Dunkelheit umfangen, erblicken plötzlich einen Pfad. Dem Schein, der aus den Wolken brach, gingen wir sehnend nach.

Baritonsolo und Zwischenspiel: Nah vor den Augen der Verirrten trat aus der Nacht dein Kreuz hervor. Dort neigtest du für uns dein Haupt, da haben wir geglaubt.

Chor: Vor deines Felsengrabes Höhlung ward hart und schwer ein Stein gestemmt. Am Morgen kamen wir zur Ölung und fanden nur dein Totenhemd. Kein Fels hat deinem Weg gewehrt. Wir folgten, Herr, bekehrt.


Titelbild Notenausgabe mit Ansicht der Wöhrdener Kirche

Band III: Gott wohnt in einem Lichte
op. 9/1966
Choralkantate nach Worten von Jochen Klepper für Altsolo, Chor, konzertierende Orgel und Instrumente (Flöte, Violine, Violoncello, weitere ad lib.)
EM 965 | ISMN 979-0-2007-3101-9   Dauer: 19 min

Auch hier gelten die genannten Besetzungsvorgaben und wie in den beiden vorigen Kantaten ist auch die Mitwirkung des Gemeindegesanges möglich.

Ratzeburger Domchor, Birgit Vierling (Alt), K. Grambow (Querflöte), G. Budagjan (Violine), J. Schlesinger (Cello), M. Soberger (Orgel) - Auszüge

Orgelvorspiel und Eingangschoral: Gott wohnt in einem Lichte, dem keiner nahen kann, von seinem Angesichte trennt uns der Sünde Bann. Unsterblich und gewaltig ist unser Gott allein, will König tausendfaltig, Herr aller Herren sein.

Altsolo: Auch deines Hauptes Haare sind wohl von ihm gezählt. Er beibt der wunderbare, dem kein Geringstes fehlt. Den keine Meere fassen und keiner Berge Grat hat selbst sein Reich verlassen, ist dir als Mensch genaht.

Orgelzwischenspiel und Schlußchoral: Er macht die Völker bangen vor Welt- und Endgericht, und trägt nach Dir Verlangen, läßt auch den Ärmsten nicht. Aus seinem Glanz und Lichte tritt er in deine Nacht und alles wird zunichte, was Dir so bange macht.


Titelbild Notenausgabe mit Ansicht der Wöhrdener Kirche

Band IV: Der Tag ist hin
op. 10/1966
Choralkonzert nach Worten von Joachim Neander und der Liturgie für Sopran- und Tenorsolo, Chor, konzertierende Orgel und Orchester
EM 966 | ISMN 979-0-2007-3103-3

Während die ersten drei Kantaten des „Wöhrdener Kantatenbuches“ ihre musikalische Substanz einzig aus dem jeweils bearbeiteten Kirchenlied schöpfen, ist das Choralkonzert op. 10 von mehreren Themen gespeist. Die Fugen am Anfang und Schluß haben das variierte Choralthema zum Vorwurf.
In ihre letzten Takte ist ein gregorianisches „Amen“ eingewoben. Der zweite Satz verbindet den IX. Psalmton mit dem griechisch-orthodoxen Abendchoral „Heiteres Licht heiliger Herrlichkeit“ und der als Jubilus gestalteten Liedmelodie. Im vierten Satz kommt als neues Thema ein bereits in der Introduktion erscheinendes Motiv aus einem in der Volksmusik Osteuropas beheimateten Abendgesang dazu. Bethkes verehrter Lehrer und Freund Professor Kurt Thomas, dem dieses Werk gewidmet ist, äußerte sich beeindruckt über diese wirkungsvolle neue Chormusik. Das Werk ist nicht nur in einer „normalen“ Abendmusik, sondern gerade auch in der Endzeit des Kirchenjahres eine gewichtige Alternative in der Programmgestaltung der kirchenmusikalischen Praxis.




Kleine Chorkantaten I (op.46–49) und  II (op.51–54)

In den Jahren 1989–1993 entstanden für die musikalischen Gegebenheiten und Bedürfnisse am Ratzeburger Dom „Acht kleine Chorkantaten“ zu den verschiedensten Anlässen des Kirchenjahres. Aufführungspraktischer Sinn der Kantaten war es, diese in den vielfältigsten Besetzungen, ob nun ein reiches Instrumentarium und große Chöre oder nur ein einstimmiger Kinderchor und wenige Instrumente zur Verfügung stehen, trotzdem jeweils musikalisch vollgültig musizieren zu können. Die Kantaten sind daher so gestaltet, daß sie hinsichtlich der Besetzung und des Schwierigkeitsgrades leicht aufführbar sind, was unter den heutigen oft schwierigen und finanziell beengten Gegebenheiten in den Kantoreien sicherlich eine Möglichkeit gibt, auch zu diesen zeitgenössischen Werken zu greifen. Grundlage jeder Kantate ist stets ein geistliches Volkslied.


Kleine Chorkantaten I

 

 

Titelbild Notenausgabe

Die Tage sind so dunkel

op. 46/1989

Kantate zum Advent über ein altes geistliches Volkslied für Sopransolo, Solistenquartett (ad lib.), Chor, Orgel konzertierende Querflöte und Orchester (ad lib.)

EM 972 |  ISMN 979-0-2007-3136-1

Die musikalische Grundlage für diese Kantate gibt das aus dem 19. Jahrhundert stammende Adventslied „Die Tage sind so dunkel, die Nächte lang und kalt“. Es wird verbunden mit dem Adventslied „Dein König kommt in niedern Hüllen, ihn trägt der lastbarn Eslin Füllen“. Einem Sopransolo sind verbindende Rezitative und ariosohafte Partien mit biblischem Text zugeordnet. Ein eventuell aus dem Chor heraus zu besetzendes Solistenquartett singt einen ad lib. Part, der auch wegfallen kann. Blechbläser (solistisch) eines guten Posaunenchors können Verwendung finden. Eine detaillierte Aufstellung von verschiedensten Besetzungsvarianten findet sich im Vorwort.

 

Ratzeburger Domchor


Titelbild Notenausgabe

O du mein Trost und süßes Hoffen
op. 47/1989
Kantate zum Advent über ein altes geistliches Volkslied für Sopransolo, Solistenquartett (ad lib.), Chor, Orgel, konzertierende Querflöte und Orchester
EM 915 |  ISMN 979-0-2007-3146-0

In den chorischen Rahmensätzen ist das wunderbare Adventslied „O du mein Trost und süßes Hoffen“ mit dem geistlichen Volkslied „Maria durch ein Dornwald ging“ verwoben. In den Mittelsätzen gewinnt eine neue Melodiefassung des Adventsliedes „Die Nacht ist vorgedrungen“ von Jochen Klepper überzeugende Gestaltung durch den Solosopran. Mit einem weitschwingenden Vokaltrio „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch“ sind den Solisten dankbare Aufgaben gesetzt.


Ratzeburger Domchor

Orchestervorspiel


1. Satz




Titelbild Notenausgabe

Vom Himmel hoch, o Englein kommt
op. 48/1990
Kantate zur Weihnachtszeit über ein altes geistliches Volkslied für Sopransolo, Solistenquartett (ad lib.), Chor, Orgel, konzertierende Querflöte und Orchester (ad lib.)

EM 975 | ISMN 979-0-2007-3148-4

Drei Weihnachtsweisen sind hier in den Chorrahmensätzen kunstvoll miteinander zur klanglichen Einheit verwoben: Der Chor singt „Vom Himmel hoch, o Englein kommt“, das Solistenquartett fügt „In dulci jubilo“ hinzu und der Solosopran legt mit „Stille Nacht, heilige Nacht“ eine wirkungsvolle Klangkrone über das Ganze. Die beiden Mittelsätze sind jeweils als Vokalduett gesetzt, zunächst die Männerstimmen mit „Und du, Betlehem Ephata, der du klein bist unter den Städten in Juda“, danach die Frauensolostimmen mit „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht“. Ein klangprächtiges Gloria beschließt diese wirkungsvolle Kantate.




Titelbild Notenausgabe

Engel auf den Feldern singen
op. 49/1990
Kantate zur Weihnachtszeit über ein altes geistliches Volkslied für Sopransolo, Solistenquartett (ad lib.), Chor, Orgel, konzertierende Querflöte und Orchester

EM 974 | ISMN 979-0-2007-3138-5

Die zweite Weihnachtskantate dieser Reihe verbindet in den chorischen Sätzen „Engel auf den Feldern singen“ mit dem bekannten Lutherlied „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Textteile der Verkündigungsszene des Engels an die Hirten sind Grundlage der beiden Mittelteile, die Solisten zugeordnet sind.









Kleine Chorkantaten II

Komm zum Kreuz mit deinen Lasten
op. 51/1992
Kantate zur Passionszeit in anglikanischer Stiltradition (zweisprachig deutsch/englisch) über zwei alte geistliche Volkslieder für Tenor- und Baritonsolo, Solistenquartett, Chor, Orgel und Blasinstrumente
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Die beiden aus der Romantik stammenden Passionschoräle „Komm zum Kreuz mit deinen Lasten“ und „Wohin, o müder Wandrer, du“ werden hier zur Grundlage der Passionskantate, die Bethkes engem Freund Prof. Dr. D. Charles Moule in Cambridge gewidmet ist. Da das erste Lied auch im englischen Hymn-book enthalten ist und vom Dedikanten sehr geschätzt wird, ist bewußt ein „anglikanischer Stil“ bei dieser Kantate angestrebt und eine englische Übersetzung ist teilweise beigegeben.

Obwohl das Orchester außer der Orgel nur mit sechs Holzbläsern besetzt ist, sind auch hier eventuell vorhandene andere Instrumente gerne mit einsetzbar als colla parte Stimmen zum vierstimmigen Chorgesang. Diese Passionskantate hat bereits mehrere beeindruckende Aufführungen in England und Deutschland erlebt.



Surrexit Christus hodie  –  Erstanden ist der heilig Christ
op. 52/1992
Kantate zur Osterzeit über eine gregorianische Ostersequenz und zwei geistliche Osterlieder für  Sopran- und Tenorsolo, Chor, Orgel und Orchester
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Der altkirchliche lateinische Osterhymnus „O filii et filiae“ ist ständiger „Begleiter“ durch das ganze Werk, dem das deutschsprachige „Erstanden ist der heilig Christ“ gegenübergestellt wird. In den Mittelsätzen wird das Osterlied aus dem Evangelischen Gesangbuch „Der schöne Ostertag“ zusammengebunden mit dem geistlichen Volkslied „Ostern, Ostern, Frühlingswehen“ und zu einem imponierenden Ganzen gefügt. Blechbläser kolorieren vorteilhaft diese Festmusik, die ansonsten von zwei Holzbläsern, Orgel und Streichern besetzt ist. Bei einer Aufführung im liturgischen Rahmen eines Gottesdienstes teilt man die Kantate in verschiedene sinngebende Blöcke auf und bindet sie in die österliche Gottesdienstliturgie ein.



Landschaft im Frühsommer, blauer Himmel mit Sonneschein, im Vordergrund ein grüner Baum

Schönster Herr Jesu
op. 54/ 1993
Kantate zur Sommer- und Herbstzeit über ein altes geistliches Volkslied für Sopransolo, Solistenquartett (ad lib.), Chor, Orgel, konzertierende Flöte und Orchester
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Die gleiche Besetzung wie bei der vorhergehenden Kantate ist auch für diese Kantate bestimmt. Sie hat das alte schlesische geistliche Volkslied „Schönster Herr Jesu“ zum Thema, dessen Melodie auch im skandinavischen und englischen Sprachraum verbreitet ist, wenn auch zum Teil auf anderen Texten. Und – wie sollte es anders sein – auch dieser letzten Kantate der Reihe ist vom Komponisten ein zweites geistliches Volkslied beigegeben, welches seinen Einzug in die Kirchengesangbücher genommen hat: „Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht“ mit dem eindrucksvollen Text von Christian Fürchtegott Gellert. Eine „Naturkantate“, welche die Schöpfung Gottes lobt, liegt hier in gewinnenden Klängen vor uns und wartet auf ein häufiges Aufführen durch leistungsfähige Chöre, die dem Neuen aufgeschlossen sind.

Akademischer Chor Zittau/Görlitz u.a., Live-Mitschnitt mit einfachem Mikrofon, (Sätze 1-2 von 6)

1. Satz: Orchestervorspiel


2. Satz: Chor und Solisten

Chor: Schönster Herr Jesu, Herrscher aller Herren, Gottes und Marien Sohn, dich will ich lieben, dich will ich ehren, du meiner Seele Freud und Kron. Schön sind die Wälder, schöner sind die Felder in der schönen Frühlingszeit; Jesus ist schöner, Jesus ist reiner, der unser traurig Herz erfreut.
gleichzeitig Vokalensemble: „Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht, die Weisheit deiner Wege, die Liebe, die für alle wacht, anbetend überlege, so weiß ich von Bewundrung voll, nicht wie ich dich erheben soll, mein Gott, mein Herr und Vater.“


Blick aus der Luft auf den Ratzeburger Dom direkt am See

Geh aus mein Herz und suche Freud
op. 53/1993
Kantate zur Sommerzeit über ein geistliches Volkslied für Sopransolo, Solistenquartett (ad lib.), Chor, Orgel, konzertierende Flöte und Orchester (ad lib.)
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Diese Sommerkantate ist ebenfalls in verschiedenen Besetzungen ausführbar. Optional ist die in der Partitur verzeichnete Besetzung mit Querflöte, vier (Laien-)Blechbläsern, Orgel, Streichern, Solosopran, Soloquartett und Chor. Auch die Gemeinde kann zur Mitwirkung vorteilhaft eingebunden werden. Wie schon bei sämtlichen anderen Kantaten dieser Reihe wird auch hier ein zweites geistliches Volkslied eingebracht.

 

hohe alte Bäume formen eine enge, verschlungene Allee

Das unverschämte Glück
op. 72/2006
Fünfter Motettenzyklus nach neuen Gedichten von Eva Zeller für Chor a cappella und / oder für Chor und Orgel
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Dem 2006 erschienenen Gedichtband Eva Zellers „Das unverschämte Glück“ sind diese neuen Gedichte der großen Lyrikerin entnommen, zu der der Komponist ein besonders inniges geistiges Verhältnis und Verständnis lebendig hält. In Fortsetzung früherer Chorzyklen Bethkes nach Texten von Eva Zeller werden hier wieder in der Besetzung a cappella oder für Orgel (wahlweise Klavier) und vierstimmigen gemischten Chor die besonders geistlich motivierten Gedichte dieser Sammlung (wobei man mit Neithard Bethke feststellen möchte, „welche denn der Gedichte Zellers sind etwa nicht geistlich motiviert?“) in musikalische Form transferiert. So kann es denn in einer Motette so bezwingend singen: „Wer weiß, ob nicht der Schnee von gestern heute fällt – wer weiß, ob nicht mein Kinderglaube das letzte Wort behält.“ Es ist Neithard Bethkes letztes noch am Dom in Ratzeburg entstandene Chorwerk.






O Gott und Vater
op. 62/ 2001
Kantate für Chor, Baßsolo, Solovioline, Posaune und Orgel
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Erste Skizzen zu dieser Kantate gehen auf das Jahr 1962 zurück, was auch die sparsame Besetzung erklärt, die auf die damals vorhandenen kirchenmusikalischen Verhältnisse zurückgeht. Später ist, ohne die Besetzung zu ändern, diese Kantate überarbeitet worden und bietet sich nun in der Gestalt einer besinnlichen Abendkantate dar, welche in Form eines gesungenen und musizierten Gebets den Schöpfer anruft, dankt und preist. Eine musikalisch lohnende und finanziell ohne großen Aufwand zu realisierende Musik, die schon viele Freunde gefunden hat und die passend zu jeder Zeit im Kirchenjahr ist.



Erforsche mich, Herr
op.63/ 2001
Psalmkantate für vier Vokalsoli, Chor, Röhrenglocken, Orgel und Orchester, sowie Turmgeläut. Zur Einweihung der sechs neuen Glocken des Ratzeburger Domes im Juni 2001 geschrieben.    Dauer: 40 min
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Die sechs Töne der neuen Glocken für den Ratzeburger Dom bestimmten die Tonart dieser besonders klangprächtigen Kantate, welche den Psalm 139 zum textlichen Vorwurf hat. Orchesterglocken nehmen das ad lib. initiierende Geläut von dem Domturm auf, leiten über in die nach und nach hinzutretenden Orchesterinstrumente. Eingerahmt sind die Psalmworte von den einzelnen Strophen des Chorals „Jesus nimmt die Sünder an, saget doch dies Trostwort allen“. Den Vokalsolisten ist als ergänzender und durchaus inhaltsbezogener Text die musikalische Auslegung des Gleichnisses vom verlorenen Sohn in den Mund gelegt.


Ratzeburger Domchor, Deutsches Bachorchester

(vorausgehendes Glockengeläut) Glockenspiel, Orchestervorspiel

Psalm I, Chor: O Herr, du erforschst mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es. Du verstehst meine GEdanken von ferne, ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege.


Blick auf die Kirchwarft der Hallig Hooge bei Landunter

Halligpsalmen
op. 96/2014
Kantate für Chor und Orgel, nach Texten u.a. von Dietrich Heyde
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Dietrich Heyde, der jahrelang als Pastor auf der Hallig Hooge lebte und später als Domprobst in Schleswig wirkte, ist durch zahlreiche theologische Schriften bekannt geworden. Seine „Halligpsalmen“ bilden den Ankerpunkt der Komposition. Neithard Bethke schuf einen Liederzyklus, der in beeindruckender Weise jenes Spannungsfeld beschreibt, welches zwischen unbedingtem Gottvertrauen und dem Gefühl, einem harten Halligleben ausgeliefert zu sein, entsteht. Die Chorbegleitung sollte vorzugsweise mit Schifferklavier oder Akkordeon dargestellt werden, dem traditionellen Instrument der „Westküste“.




Bleib bei uns, denn es will Abend werden
op. 103/2015
Abendkantate – Evensong, zweisprachig deutsch/englisch, für Sopransolo, Chor, Streicher und Orgel
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Diese Kantate kann sowohl auf englisch gesungen werden, vorzugsweise im Verlauf eines in der anglikanischen Kirche traditionellen „Evensongs“ oder auf deutsch, dort in Abendandachten oder im Konzert.

Akademischer Chor Zittau/Görlitz, Prager Kammerchor

1. Bleib bei mir Herr, der Abend bricht herein: Es kommt die Nacht, die Finsternis fällt ein. | Wo fänd ich Trost, wärst du, mein Gott, nicht hier? Hilf dem, der hilflos ist: Herr, bleib bei mir!
2.  Wie bald verebbt der Tag, das Leben weicht, die Lust verglimmt, der Erdenruhm verbleicht| Umringt von Fall und Wandel leben wir. Unwandelbar bist du: Herr, bleib bei mir!



mittelalterliches Bild eines Sterbenden, dessen Bett von Engeln und Menschen umstellt ist.

Ars moriendi – „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“
op. 109/2018
Kantate für Tenorsolo, vierstimmigen gemischten Chor, Kammerorchester und Orgel ad lib.
Dem Dompropsten em. Dietrich Heyde (Schleswig/Jübeck) in Verehrung gewidmet
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Der Komponist überliefert zur Komposition dieses Werkes, daß er sie des nachts träumte, aufwachte und fast schlaftrunken sofort skizzierte! Eine eindrückliche Musik zu Totenfeiern und zum Kirchenjahresende, welche alle Strophen des Liedes „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“ musikalisch ausdeutet und sich gleichfalls dem Textvorwurf der „Schleswiger Beliebung“ bedient. Diesen hat Bethke über Dietrich Heyde zur Kenntnis bekommen.

Akademischer Chor Zittau/Görlitz, Prager Kammerchor Live-Mitschnitt, Auszug aus dem 1. Satz

Bei jedem Glockenschlag, o Mensch! In allem, was du tust, bedenke, daß du sterben mußt.



Blick auf den Felsendom in Jerusalem

An einen Gott nur glauben wir
op.114/2019
für vier Vokalsolisten, Chor,  Kammerorchester, Cembalo, Harfe und Orgel  über die drei großen Religionen im Heiligen Land zu beiden Seiten des Jordan; nach Texten aus der Bibel, dem Koran und dem Talmud
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Das Konzept dieser Komposition entstand während einer Konzertreise nach Israel und Palästina im Jahre 2017 und hebt die Gemeinsamkeiten der drei Religionen textlich und musikalisch hervor, wie es aber auch deren Unterschiede voneinander deutlich macht.



Grafik einer Landschaft mit einer dünnen Mondsichel über dem Meer

Kleine Requiem-Musik
op. 66/2003 (rev. 2017)
nach Texten von Margot von Oertzen und unter Verwendung fragmentarischer Kompositionsskizzen aus seinen letzten Lebensmonaten von Rudolf von Oertzen für Chor, Bariton (ad lib.) und Orgel
Zum Andenken an einen großen mecklenburgischen Musiker, der auf dem Ratzeburger Domfriedhof seine letzte Ruhestätte fand
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Nur zwei fast unleserliche fragmentarische Seiten auf Skizzenpapier hinterließ Rudolf von Oertzen als Konzept für eine nicht mehr zu Ende geführte Requiem-Musik. Sie beruht auf Worten seiner Ehefrau Margot, die selbst eine begnadete Malerin und Dichterin war. In freier Verwendung, fernab vom liturgisch bekannten Requiem, sollte eine Totengedenkmusik entstehen. Von Oertzen bat seinen Freund Neithard Bethke: „Mach du es doch zu Ende“. In Ehrfurcht vor dem großen Komponisten Rudolf von Oertzen, nahm sich Neithard Bethke, der aufs Engste verbunden war mit dem mecklenburgischen und in Hamburg wirkenden Komponisten und viele seiner Werke uraufgeführt hat, dieses mehr als fragmentarischen Vermächtnisses an und formte eine völlig eigenständige Totengedenkmusik, wobei nur noch Thema und Text an beide von Oertzens erinnern. Ihrem Andenken ist sie gewidmet.

Akademischer Chor Zittau/Görlitz, Prager Kammerchor Live-Mitschnitt, Auszug

Baßsolo: Gott Vater, unser Schöpfer, heilige Kraft, du bist gegenwärtig im Sichtbaren und Unsichtbaren. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe mir, verlangend nach dir in stammelnden Worten der Liebe. Deine Kraft stärke unsre Kraftlosigkeit und reiße uns aus Sünde und Dunkel. Dein heiliges Licht entzünde neue Kraft, das Leiden in dieser leidvollen Welt zu überwinden, und durch Jesus Christus getröstet zu sein, auf daß wir berufen werden, aufzuleuchten zu dir und deinen Geschöpfen. Herr, erbarme dich unser! Laß uns am Ende durch Gnade auferstehen, du Gott der Lebendigen. Denn du bist die Kraft auf Erden und im ewigen Leben. Amen.

Choral: Nun gute Nacht, ihr meine Freund, ihr meine Feind, ihr Guten und ihr Bösen! Euch folg die Treu, euch folg der Trug. Es ist genug! Mein Gott will mich erlösen.



Lübecker Motettenbuch

Das „Lübecker Motettenbuch“ mit seinen vier Motetten bzw. Vokalzyklen op. 11–14 entstand während Bethkes Amtszeit als Kirchenmusiker an der Bodelschwingh-Kirche zu Lübeck (1967–1969) und seiner gleichzeitigen Wirksamkeit als Assistenzorganist an der St. Marien-Kirche in Lübeck unter Professor Walter Kraft (1964–1970). Der Schwierigkeitsgrad gegenüber früheren Chorwerken ist entschieden gestiegen und resultiert daraus, daß dem Komponisten in Lübeck bessere chorische Möglichkeiten zur Verfügung standen.


Titelbild der Notenausgabe

Heft 1: „O Herr, mache mich zum Werkzeug Deines Friedens“
op. 11/1967
Motette nach Worten des Franz von Assisi für vier- bis achtstimmigen Chor und Orgel
Bischof Hermann Beste (Schwerin) in herzlichster Freundschaft gewidmet
EM 567 | ISMN 979-0-2007-3110-1    (13 min)

Die vorliegende Motette nach den bekannten Franz von Assisi zugeschriebenen Worten ist zur Aufführung mit begleitender Orgel vorgesehen. Da diese aber nur klangfärbende und stützende Funktion hat, sind leistungsfähige Chöre durchaus ermuntert, diese Motette auch a cappella auszuführen. Bethke verwendet Jahre später Teile dieser Motette auszugsweise noch in seiner 1. Symphonie (Friedenssymphonie).

Ratzeburger Domchor, Deutsches Bachorchester Live-Mitschnitt 2004

1. Satz (Beginn/Auszug): O Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens, dass ich Liebe übe, wo man sich haßt.

Schlußsatz: Wer verzeiht, dem wird verziehen, und wer da stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.



Titelbild der Notenausgabe

Heft 2: Quadrivium „Stationen auf dem Wege zur Freiheit“
op. 12/1967
Vier zyklische Motetten nach Worten von Dietrich Bonhoeffer, für vier-bis achtstimmigen Chor und Orgel
Meinem Freund Bischof Karl Ludwig Kohlwage (Lübeck) in tiefer Verehrung zugeeignet
EM 568 | ISMN 979-0-2007-3111-8

Auch dieses Quadrivium kann von guten Chören a cappella aufgeführt werden. Die dritte Motette dieses Zyklus ist geistliches Zentrum des Chorwerkes und bedarf besonders sorgsamer Interpretation, um dann den vierten Satz überhaupt verständlich zu machen.






Titelbild der Notenausgabe

Heft 3: Trivium „Jona“
op. 13/1968
Drei zyklische Motetten nach Worten von Dietrich Bonhoeffer, Uwe Steffen und der Heiligen Schrift für vier- bis achtstimmigen  Chor und Orgel
Domprobst Uwe Steffen in herzlicher Freundschaft dankbar gewidmet
EM 569 | ISMN 979-0-2007-3112-5

Dieses Trivium für Chor und Orgel (hier ist die Orgelmitwirkung nicht verzichtbar) ist eines der vielen reifen Früchte enger Zusammenarbeit zwischen „Kanzel und Orgel“ im Ratzeburger Dom in der Zeit des dortigen gemeinsamen Wirkens von Uwe Steffen und Neithard Bethke. Der Choral „Aus tiefer Not schrei‘ ich zu dir“ ist musikalische Mitte des zweiten Satzes und stellt einen unausgesprochenen, wiewohl voll nachzuvollziehenden Kontext zum Jona-Text her. Der dritte Satz verbindet in lebendiger Abwechslung altkirchlichen Psalmton mit madrigalesker Satzweise, damit stilistisch einen Bogen zurück zum ersten Satz spannend.






Titelbild der Notenausgabe

Heft 4: „Das Hohe Lied der Liebe“
op. 14/1968
Motette nach 1. Korinther 13 für vier- bis achtstimmigen Chor und Orgel (op. 14 b, Ausgabe mit Orchester)
Meinem Freund Landesbischof Dr. Heinrich Rathke (Schwerin) dankbar zugeeignet
EM 570 | ISMN 979-0-2007-3113-2


Von den vier Motetten aus dem „Lübecker Motettenbuch“ ist diese die kompakteste. Der wohl oft in Musik gesetzte zentrale Text aus dem Neuen Testament ist hier quasi als festlicher Hymnus gestaltet, wobei die am Schluß bis zur Achtstimmigkeit entfaltete Satzanlage in ihrem Stimmumfang bis an die Grenze des Möglichen geht und symbolisch „das Schauen der Ewigkeit“ erahnen lassen könnte. Hochinteressant allerdings dürfte ein Vergleich dieser Motette mit der Korinther-13-Motette op. 39 von Neithard Bethke sein, inspiriert nach einem Text von Eva Zeller.


Akademischer Chor Zittau/Görlitz, A my taky (Liberec) Live-Mitschnitt mit einfachem Mikrophon, Auszug

Orchestervorspiel und Chor: Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich tönend Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzte und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.

Schlußsatz: Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen!



Portraibild von Eva Zeller

Vier Motettenzyklen nach Texten von Eva Zeller

Die Gedichte von Eva Zeller sind für Neithard Bethke besonders inspirierend, da sie aus kirchenmusikalischer Sicht nie den theologischen Aspekt vergessen lassen und sprachlich wie gedanklich eine neue Dimension in die zeitgenössische Kirchenmusik zu geben vermögen, die es kompositorisch umzusetzen galt. In enger Zusammenarbeit mit Eva Zeller stellte Bethke aus ihrem lyrischen Werk, und zwar aus dem frühen Gedichtband „Sage und schreibe“, vier zu- sammenhängende Zyklen zusammen, deren musikalische Endergebnisse er seinen Kindern gewidmet hat. Nach dem von ihr angehörten Uraufführungskonzert im Ratzeburger Dom umarmte Frau Zeller in coram publico den Komponisten lange und sichtlich bewegt und mit Tränen in den Augen.





Geflügelte Worte
op. 36/1981
Motettenzyklus für Chor a cappella über Gedichte von Eva Zeller
Für Agnes
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Dieser Zyklus von sieben Motetten, dessen Titel sich vom Text der ersten Motette ableitet, sind für einen leistungsfähigen gemischten Chor a cappella bestimmt, wobei die Plastizität der einzelnen Stücke sich eng nach dem vorgegebenen Text richtet, diesen sozusagen handgreiflich macht und schließlich darin gipfelt, daß ein Sprecher bei dem Gedicht „Heydekrug“ als Chronist zu den Hintergrundklängen einer hier verfremdeten aus Litauen überlieferten Melodie (Bethkes Familie stammt aus Litauen) nüchtern erdrückende Begebnisse auf winterlicher Flucht aus dem Osten feststellt.

Psalmen
op. 37/1981
Motettenzyklus für Chor und Orgel über Gedichte von Eva Zeller
Für Cora
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Die fünf Psalmen op. 37 nach Gedichten von Eva Zeller sind für Chor und Orgel geschrieben, wobei der Titel „Psalmen“ sich von den ersten beiden Gedichten ableitet. Schon das dritte bricht aus der Schablone: Eine Variation über
„Jesus, meine Zuversicht“. Beklemmend dann das folgende „Golgatha“, welches auch in der musikalischen Diktion lapidar die eigene Stellung des Betrachters entblößt. Der fast provozierende Beschluß der Motette entläßt den Sänger wie den Hörer nie aus der eigenen Reflexion und seiner persönlichen Verantwortung.


Geistliche Gedichte „Was ich bin“
op. 38/1982
Chormusiken für Chor a cappella über Gedichte von Eva Zeller
Für Jirka
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Fünfstimmig a cappella sind alle drei Motetten dieses Zyklus gesetzt. In packender Weise wird der Zeller-Text umgesetzt: „Wer läßt sich wie Noah gesagt sein, dies sei die letzte Sintfut gewesen?“ Die zweite Motette „Was ich bin“ gibt dem ganzen Zyklus ihren übergeordneten Titel. Es gefriert einem buchstäblich das Blut in den Adern, wenn es heißt: „Es ist meiner Aufmerksamkeit entgangen, ich bin ein Blutpropf in Herznähe!“ Die umfangreichste Motette ist die dritte „Hiob“, die in einer strahlenden Apotheose auf das Leben trotz aller irdischen Widrigkeiten endet.



„…und hätte der Liebe nicht“
op. 39/1982
Motette für Chor und Orgel nach einer Textmeditation von Eva Zeller über den 1. Korinther 13
Für Vincent
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In unerwarteter Weise präsentiert sich hier eine orgelbegleitete Chormusik samt der ihr zugrundeliegenden Dichtung über den oft vertonten Ersten-Korinther-Dreizehn-Text. Stets, wenn in hymnischer Weise eine Textzeile aus der Bibel zitiert wird, wird sie sofort in Frage gestellt, relativiert, auf die Unzulänglichkeit des Menschen zurückgeführt, der die Vorgaben nie einzulösen vermag, die der Bibeltext einfordert und beschreibt. In die aktuelle, uns umgebende Welt des Alltags transferiert, scheint vieles so fragwürdig, ja, es bleibt die eigentliche Aussage nur als offengebliebene Frage noch. Dieser im Text immanenten Akzentuierung weiß Bethke auch musikalisch nachzuspüren. Frappierend ist das hymnisch angesetzte „Nun aber bleibet Glaube, Liebe, Hoffung“, wenn subito der Text fortfährt: „Aber die Liebe ist das schwächste Glied der Kette, die Stelle, an welcher der Teufelskreis bricht“. Musikalisch bleibt hier jedoch die Liebe dennoch als Letztes bestehen, bleibt sie nachdrücklich tröstende feste Verheißung. (vgl. dazu op. 14)




Ratzeburger Chormusiken II

Während die unter dem Obertitel Ratzeburger Chormusiken I erschienenen Chorwerke (op. 32–35; siehe „Oratorien und Messen“) groß angelegte Kantaten, Messen mit fast oratorischem Zuschnitt unter Verwendung eines reich besetzten Orchesters sind, entstanden im letzten Jahrzehnt der Tätigkeit Bethkes am Ratzeburger Dom einige kleiner besetzte Chorwerke: außer drei neuen Choralpartiten für Chor noch endgültige Reinschriften älterer Skizzen von Chormusiken, welche a cappella oder auch unter Mitwirkung von Instrumenten nach alter Kantoreipraxis musiziert werden können. Alle diese opera sind gleichermaßen im konzertanten wie im liturgisch gebundenen Rahmen einsetzbar und zeichnen sich durch relativ leichte Aufführbarkeit aus.


Bild von Jochen Klepper

Ja, ich will euch tragen
op. 61/2001
Choralpartita nach einem Text von Jochen Klepper für vierstimmigen Chor a cappella
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Die drei Choralpartiten „Ja, ich will euch tragen“ op. 61, „Die Nacht ist vorgedrungen“ op. 67 und „Wir warten dein, o Gottessohn“ op. 71 haben außer strukturellen kompositorischen Ähnlichkeiten einer textausdeutenden Variationskette eines gemeinsam, nämlich, daß ihnen als allererster Keimzelle nichtvokale Orgelbearbeitungen zugrunde liegen. Die beiden erstgenannten Partien bedienen sich einer neuen, von Bethke gefundenen Choralmelodie einschließlich ihres Orgelsatzes. In der vorliegenden Partita werden die sieben Strophen des im Jahr 1938 geschriebenen Gedichtes von Jochen Klepper in einer neu gefundenen Melodie von Bethke in sieben Chorvariationen gefasst, die in eingängiger Weise sowohl den Ausführenden als auch dem Hörer ein verständliches, leicht nachzuvollziehendes, aber nachdrückliches Klangerlebnis bietet.


Titelbild der Notenausgabe

Wir warten Dein, o Gottessohn
op. 71/2005
Choralpartita für vier- bis fünfstimmigen Chor a cappella, Chormusik zum Kirchenjahresende, vokale Umarbeitung eines Orgelstückes von Alexandre Guilmant
Zum Andenken an Oberkirchenrat Heinrich Förster
EM 1006 | ISMN 979-0-2007-3245-0

Diese Choralpartita fußt einerseits auf der im Jahre 1679 von Severus Gastorius komponierten Choralmelodie und andererseits auf einer Bearbeitung dieser Melodie für Orgel von Alexandre Guilmant. Als eines der letzten in Ratzeburg entstandenen Chorwerke handelt es sich hier eigentlich um eine „Auftragskomposition“ des Oberkirchenrats Heinrich Förster, der Bethke direkt aufforderte, das Orgelwerk Guilmants doch zumindest teilweise für Chor umzuarbeiten und somit als Vokalwerk umzusetzen und den Chören zugänglich zu machen. Näheres erläutert ein ausführliches Vorwort, welches dem Druck dieser eindrucksvollen Chormusik in den romantischen Klängen eines Alexandre Guilmants voransteht. Viermal wurde in festlichen Konzerten in Tschechien und in Sachsen im November 2011 diese Motette mit durchschlagendem Erfolg von einem Oratorienchor aus vier Nationen unter der Leitung des Komponisten aufgeführt.

Akademischer Chor Zittau/Görlitz, Collegium Musicum Olsztyn, Deutsches Bachorchester, Live-Aufnahme 2015

1. Satz: Wir warten dein, o Gottessohn, und lieben dein Erscheinen. Wir wissen dich auf deinem Thron und nennen uns die deinen. Wer an dich glaubt, erhebt sein Haupt und siehet dir entgegen. Du kommst uns ja zum Segen.

2. Satz: Wir warten deiner mit Geduld in unsern Leidenstagen. Wir trösten uns, dass du die Schuld am Kreuz hast abgetragen. So können wir nun gern mit dir uns auch zum Kreuz bequemen, bis du es weg wirst nehmen.

3. Satz: Wir warten dein, du hast uns ja, das Herz schon hingenommen. Du bist uns zwar im Geiste nah, doch sollst du sichtbar kommen. Da willst uns du bei dir auch Ruh, bei dir auch Freude geben, bei dir ein ewig Leben.

O Mensch, bewein dein Sünde groß
op. 65/2002
Passionsmotette für vierstimmigen gemischten Chor und Baritonsolo nach einem eigenen Manuskript von 1962
Erwin Zillinger gewidmet
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Als Antwort auf die spontane Dedikation einer älteren Abendmahlsmotette an Neithard Bethke und seinen St. Nicolai-Chor in Wöhrden schrieb dieser als „Gegengabe“ eine ähnlich besetzte Motette für Baritonsolo und Chor über das Passionslied „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ und widmete sie seinem väterlichen Freund und Mentor Erwin Zillinger, der jahrzehntelang Domorganist in Lübeck war und zu den profiliertesten Kirchenmusikern seiner Zeit zu zählen war. Es entstand ein bezwingendes Stück Passionsmusik, welches in leicht ausführbarer Form jedem Chor eine Gelegenheit gibt, zeitgenössische Musik mit schönem Erfolg für Ausführende und Hörer aufzuführen.


Die Nacht ist vorgedrungen
op. 67/2003
Choralpartita nach einem Text von Jochen Klepper für vierstimmigen Chor
a cappella
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Die Strophen des wunderbaren Adventsliedes von Jochen Klepper werden hier in verschiedenen Chorvariationen ausgeleuchtet und schmiegen sich harmonisch und melodisch eng dem vorgegeben Text Kleppers an. Es bietet sich hiermit eine lohnende Aufgabe für jeden Chor.





Zehn alte Weihnachtslieder im neuen Satz
op. 64/2002
für zwei vierstimmige Chöre oder Solistenquartett und Chor mit oder ohne Instrumente
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Die meisten Sätze dieser Weihnachtslieder bedienen sich einer alten additiven Kompositionsform, die zu bereits Bestehendem neue Elemente zuführt und daraus etwas völlig Neues entstehen läßt. Hier wird einem alten herkömmlichen vierstimmigen Chorsatz ein weiterer vierstimmiger Chorsatz hinzugefügt, der sowohl solistisch als auch chorisch besetzt werden kann und zu einer packenden Klangüberhöhung führt, die jeden Chor und alle Hörer, die übrigens in das Singen aktiv eingebunden werden können oder sollten, begeistern wird.




Titelbild der Notenausgabe

Ratzeburger Chorbuch
op. 70/2005
30 liturgische Sätze und Motetten aus früheren Werken zusammengestellt und für Gottesdienst und Konzert neu bearbeitet für Chor a cappella oder ad libitum mit Instrumenten- und/oder Orgelbegleitung
Dem unermüdlichen Ratzeburger Domchor gewidmet
EM 394 |  ISMN 979-0-2007-0502-7

Dreißig ausgewählte Choräle, Antiphone, Psalmvertonungen, Motetten und Geistliche Konzerte sind hier in einem vor allem der  liturgischen Praxis dienenden Band zusammengefaßt. Sie geben einen guten Einblick in die Kompositionen Bethkes und präsentieren aus anderen größeren Werken eindrucksvolle und klangschöne Aufgaben für jeden Chor in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. So bieten sich für alle, die sich mit Bethkes Oeuvre auseinandersetzen möchten, tiefe Einblicke in seine Klangsprache.


Ratzeburger Domchor, "Die Nacht ist vorgedrungen"



zwei Hände halten eine Handvoll Erde mit einer grünen Pflanze, leichter Regen

Dürre Zeit
op. 95/2014
Motette für Chor und Orgel, nach einem Gedicht von Uwe Steffen
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„Wir müssen die Brunnen tiefer graben!“ Auch theologisch ist dieses Wort von Uwe Steffen, dem ehemaligen Domprobst vom Ratzburger Dom, gemeint, wie alles, wenn er anscheinend nur Naturphänomene beschreibt. Den eher kargen Wortformulierungen entspricht die herbe musikalische Gewandung.



Portrait von Uwe Steffen

Der Wind bläst, wo er will
op. 97/2017
Motette für Chor und Orgel, nach einem Gedicht von Uwe Steffen
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Der an der Nordseeküste aufgewachsene Theologe Uwe Steffen vermachte seinem engen Freund Neithard Bethke mehrere Texte zur musikalisch-kompositorischen Bearbeitung. So findet – wie schon „Dürre Zeit“ – hier eine äquivalente Tonsprache Bethkes zu den herben Worten Uwe Steffens „Wind“.








ein kleiner See im Sommer, Sonne scheint durch grüne Bäume

Ewiges Licht

op. 125/ 2022 

Motette für vier Vokalstimmen und Orgel nach Texten von Jacob Böhme (um 1600) und Christian Knorr von Rosenroth (ca.1664)

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Während das um eine opus-Zahl jüngere Werk von mir, die kleine pfingstliche Orgelpartita über "Heil'ger Geist, du Tröster mein" op. 124, eher auch für gute Laienmusiker zugänglich ist, wird diese anspruchsvolle Chormotette op. 125 über Texte von dem Görlitzer Dichter und Theosophen Jacob Böhme aus dem Jahre 1600 und von dem schlesischen Barockdichter und Tonsetzer Christian Knorr von Rosenroth aus dem Jahr 1664 wohl nur von einem erstklassig ausgebildeten Vokal-Ensemble darstellbar sein. 

In enger Anlehnung an einen Motettenabschnitt aus meinem Oratorium opus 100 "Lux aeterna", der sich der musikalischen Ausdeutung eines prägnanten Textes von Jacob Böhme widmet unter Verwendung eines großen Symphonieorchesters, Vokalsolisten und Chor, fertigte ich eine Adaption und eine vollgültige, selbständige freie Bearbeitung an für vier Vokalstimmen und Orgel, die beginnen und einmünden mit dem wunderbaren Choral "Morgenglanz der Ewigkeit" (die Melodie ist von Johann Rudolf Ahle, 1662) nach dem Text von Christian Knorr von Rosenroth aus dem Jahr 1664. 

Der Vokalpart kann sowohl von einem musikalisch und technisch qualifizierten Soloquartett als auch von einem sehr guten und fähigen Kammerchor gesungen werden. Der Orgelpart hat hier nicht stützende Funktion, sondern muß in seiner Selbständigkeit dem anspruchsvollen Vokalpart absolut ebenbürtig sein. Die satztechnisch doppelte Baßfunktion in den Choralstrophen (welche eine ganz neue, erweitere Harmonielehre aufzeigt) muß ganz deutlich betont durch entsprechende Registrierung herausgearbeitet werden. Im gesamten Stück muß der Organist um eine lebendige, farbige, abwechslungsreiche und textausdeutende Registrierung bemüht sein. Damit ist für Konzert oder im liturgischen Rahmen eines Gottesdienstes eine neue Motette, ein "Geistliches Konzert" entstanden, dessen religiös-mystischen Texte sowohl bei den Hören als auch bei den Ausführenden eine tiefe seelische Besinnung auf den Sinn des Lebens erzwingen. Ich hoffe, daß die musikalische Ausdeutung des vorgegebenen Textes in ihrer eher herben, zumindest aber sicherlich ungewohnten Tonsprache das ihre dazu tun wird, dieser Forderung gerecht zu werden.


ein Wassertropfen sammelt sich an einem Grashalm

Zeige dich uns, o Herr
op. 129a/2022 

Motette für vierstimmigen Chor und Orgel nach Worten von Anselm von Canterbury (1033-1109) und Ludwig Helmbold (1532-1598)

op. 129b/2023 - Fassung für Sopran und Alt & Orgel

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Bie dem Suchen einer bestimmten Musikalie fiel dem Komponisten aus einem alten Notenband ein herausgetrennter Kalenderzettel vom September 1994 heraus. Auf dem waren die vertonten Texte abgedruckt, das Gebet des Anselm von Catnerbury und der Choraltext "Von Gott will ich nicht lassen" von Ludwig Helmbold. Dieser war ein lutherischer Kirchenlieddichter. Die Texte von Helmbold und Anselm von Canterbury ergänzen sich aufs wunderbarste, die Choralbearbeitung signalisiert bereits den Stil der folgenden Chorabschnitte. Dadurch ist dem ganzen eine musikalische Einheit für alle Quellen gewahrt, die zwar in verschiedenen Funktionen verwendet sind, aber eine nicht ohne das andere den geforderten und angestrebten Sinn ermöglichen, vergleichsweise etwa wie ein Hühnerei, dessen Schale aus einer anderen Substanz besteht, als das Ei selbst, aber beide absolut zusammengehören und sich bedingen.



das Innere einer Blüte, die Staubfädensind als Schatten zu sehen

Ja, ich glaube

op. 131/2022 

Glaubensbekenntnis, Motette für vierstimmigen gemischten Chor und organo concertato nach Worten von Dietrich Bonhoeffer (1943)

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Als durchaus eigenständiger Theologe betonte Bonhoeffer die Gegenwart Jesu Christi in der weltweiten Gemeinschaft der Christen, die Bedeutung der Bergpredigt und Nachfolge Jesu und die Übereinstimmung von Glauben und Handeln, wie es ja von ihm ganz explizit in diesem vertonten Text zum Ausdruck kommt, und die er persönlich vorlebte, insbesondere in der Zeit das Nationalsozialismus. In seinen überlieferten Gefängnisbriefen entwickelte er einflußreiche Gedanken für eine künftige Ausrichtung der Kirche nach außen, in Solidarität mit den Bedürftigen, und nach innen zu einer nichtreligiösen Interpretation von Bibel, kirchlicher Tradition und Gottesdienst.

Es ist ein sehr guter Organist vonnöten, der die virtuose Partie der organo concertato, welche in einigen Motiven thematisch auf ein älteres Orgelwerk von mir anlehnend zurückgreift, uneingeschränkt beherrscht, weil der Orgelpart hier ein wesentliches Merkmal der klanglichen Realisierung ausmacht, und in der Kombination mit den Vokalpartien diese nicht nur koloriert, sondern ihnen lebendigen Puls verleiht. Der Chorsatz ist, wenn auch leichter, durch seine vielen Sängern doch ungewohnte synkopische Rhythmisierung und fremd anmutende Harmoniesierung, mit Einübung aber durchaus auch kleineren Chören zugänglich, wenn sie sich nur generell an die zeitgenössische Chormusik heranwagen. Alles muß darauf hingerichtet sein, das "Ich glaube" wie eine sich immer wiederholende Litanei herauszustellen, was unvergeßlich über den Anlaß des Singens hinaus sich in Herz, Ohren und Seele festsetzen und nachklingen soll. Der rasante hymnische, ja "überschäumende" Beschluß als Satz V, muß in voller tiefster Glaubensgewißheit nach der eher intimen Strophe IV sozusagen zu einer musikalischen Gipfelstürmerei avancieren.





* Druck in Vorbereitung, nähere Informationen beim Komponisten oder beim Verlag Merseburger (www.merseburger.de)
** Das Aufführungsmaterial kann über den Komponisten bezogen werden


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